Die UWE JOHNSON-TAGE 2024 finden vom 16. September bis zum 14. November statt.
Wir laden Sie herzlich ein zur Veranstaltungsreihe der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. und der Barlachstadt Güstrow gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und Gentz Rechtsanwälte und Notare.
PROGRAMM (HIER als pdf)
Montag, 16. September 2024, 19:00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg
Eröffnung der Uwe Johnson Tage 2024
durch Prof. Dr. Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V., und
Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow
„Schnall dich an, es geht los“ – Lesung und Gespräch mit Domenico Müllensiefen
Uwe Johnson-Förderpreisträger 2023
Moderation: Gundula Engelhard
Früher begann in Jeetzenbeck die Freiheit – Der Ort in der Altmark war die erste Station auf der Reise in die weite Welt. Heute kommt niemand so leicht von hier weg. Die Zugverbindung nach Salzwedel soll eingestellt werden, und die Einfamilienhäuser am Ortsrand verfallen. Doch Marcel, der als Drehspießverkäufer am Bahnhof arbeitet, will nicht aufhören zu träumen. Von Steffi, seiner großen Liebe, von einer heilen Familie, von einem besseren Leben im Takt der Tanzmusik. „Schnall dich an, es geht los“ ist nach „Aus unseren Feuern“ der zweite Roman und im August 2024 erschienen.
Domenico Müllensiefen wurde 1987 in Magdeburg geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er auf einem Bauernhof in der Altmark. Mit 16 lernte er bei der Deutschen Telekom. Danach Anstellung als Techniker in Leipzig. Ab 2011 Studium und Master am Deutschen Literaturinstitut. Nebenbei arbeitete er als Bestatter. Er war Mitherausgeber der Anthologie „Tippgemeinschaft“, lebt in Leipzig und arbeitet als Bauleiter.
Dienstag, 17. September 2024, 19:30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2,
18273 Güstrow
„Aus unseren Feuern“ – Lesung und Gespräch mit Domenico Müllensiefen
Uwe Johnson-Förderpreisträger 2023
Moderation: Tilmann Wesolowski
Die Jury begründete ihre Entscheidung für den Uwe Johnson-Förderpreis u.a.: „Mit Domenico Müllensiefens Aus unseren Feuern liegt ein Debütroman vor, der Staunen macht: Mit der Romanform weiß er in allen Belangen umzugehen: Aufbau, Spannungsführung, Rhythmus, Komposition. Die Simultantechnik, die er für seine zwei Zeitebenen braucht, beherrscht er souverän und schafft einen beeindruckenden Erzähl-Raum. Der Autor schreibt, als würde er lange schon nichts anderes tun: So souverän ist sein Erzählen, so dicht folgt er seinen Figuren, so präzise sind seine Schilderungen der Arbeitswelt, ob auf Elektromontage, in einem Schlachtbetrieb und nicht zuletzt in einem Bestattungsinstitut, dem Arbeitsplatz des Erzählers. … Wie bei Uwe Johnson spielt das ‚Prinzip Erinnerung‘ eine gewichtige Rolle.“
Donnerstag, 19. September 2024, 18:30 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg
Carsten Gansel stellt vor: „Ich bin so gierig nach Leben. Brigitte Reimann. Die Biografie“
Moderation: Dr. Margrid Bircken, Brigitte-Reimann-Gesellschaft e. V.
„Ein starkes Buch über eine ungewöhnliche und bedeutende Frau“, urteilte Deutschlandfunk Kultur über Carsten Gansels umfassende Brigitte-Reimann-Biographie mit dem Titel „Ich bin so gierig nach Leben“, die zum 90. Geburtstag der Autorin 2023 beim Aufbau-Verlag erschien. ttt – titel, thesen, temparamente titelte: „Neue Einblicke in das komplexe literarische Werk Brigitte Reimanns und das kulturelle Leben in der DDR“. Das Sachbuch stand mehrere Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste. Schließlich erhielt der Biograf den Annalise-Wagner-Preis 2024. In der Jury-Begründung heißt es u.a.: „Carsten Gansels Suchbewegung geht gleichermaßen in die Breite wie in die Tiefe, wenn er die Konflikte um Literatur und Gesellschaft parallel detailliert schildert. Der Gewinn für die Leser besteht nicht zuletzt darin, mit seinen Schilderungen Brigitte Reimanns faszinierende Persönlichkeit in den Kämpfen ihrer Zeit einsehbar zu machen. Ohne die beobachtende Distanz des Literaturwissenschaftlers zu verlassen, kommt Carsten Gansel der Autorin Brigitte Reimann dabei sehr nahe.“
Eine gemeinsame Veranstaltung mit der Regionalbibliothek und der Annalise-Wagner-Stiftung.
Donnerstag, 19. September 2024, 19:30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow
„Maifliegenzeit“ – Lesung und Gespräch mit Matthias Jügler
Moderation: Tilmann Wesolowski
Ein Paar, dessen Sohn angeblich kurz nach der Geburt verstorben ist, der in Wahrheit aber zur Adoption freigegeben wurde. Vierzig Jahre später treffen Vater und Sohn aufeinander und mit verschränkten Zeitebenen werden Schweigen und Schuldgefühle im Roman greifbar. Für das Literaturhaus Leipzig wegen fehlender Belege ein Grund Jügler auszuladen, für die FAZ eine „literarische Aufarbeitung des DDR-Erbes“ und für den NDR gar „die Nummer eins auf der Bücherliste des Frühjahrs“.
Matthias Jügler, geboren 1984 in Halle/Saale, studierte u.a. Skandinavistik in Greifswald und Oslo sowie Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Er arbeitet journalistisch und als freier Lektor sowie als Herausgeber. 2022 war Matthias Jügler Writer in Residence in Reykjavík/Island und erhielt den Klopstock-Preis für neue Literatur. 2023 war er Stadtschreiber von Halle. 2024 erschien sein dritter Roman „Maifliegenzeit“, für den er den Rheingau Literatur Preis erhielt.
Freitag, 20. September 2024, 18:00 Uhr – Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern,
In den Ministergärten 3, 10117 Berlin
Verleihung des Uwe Johnson-Preises an Iris Wolff für ihren Roman „Lichtungen“
Laudatio: Prof. Dr. Rainer Moritz, Literaturkritiker, Autor und Übersetzer – Leiter des Literaturhauses Hamburg
Verleihung des Preises durch Prof. Dr. Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V.; Katrin Raczynski, Vorstand Humanistischer Verband Berlin-Brandenburg KdöR, und Markus Frank, Gentz Rechtsanwälte und Notare
Freitag, 27. September 2024, 19:00 Uhr – Frau Rilke Buchladen, Strelitzer Straße 11, 17235 Neustrelitz
„Im Schatten zweier Sommer“ – Lesung und Gespräch mit Jan Koneffke
Uwe Johnson-Preisträger 2016
Moderation: Kathrin Matern
Im Frühjahr 1914 zieht in Wien bei der jüdischen Familie des Schuhmachers Fischler ein neuer Mieter ein. Er ist ein schüchterner Student aus Galizien. Sein Name: Joseph Roth. Fanny, die ältere Tochter der Familie, und er lernen sich kennen, und für die beiden beginnt ein heimlicher verliebter Sommer, an dessen Ende sie sich trennen für lange Jahre – bis es Fanny 1938 nach Paris verschlägt, wo sie zufällig ihren ersten Sommerschwarm wiedertrifft. Roth ist inzwischen berühmter Schriftsteller geworden. Fanny wird den cholerischen, mit sich und der Welt zerstrittenen charismatischen Autor bis kurz vor seinem Tod begleiten.
Jan Koneffke, geboren 1960 in Darmstadt, studierte und arbeitete ab 1981 in Berlin. Nach seinem Villa-Massimo-Stipendium 1995 lebte er für weitere sieben Jahre in Rom und pendelt heute zwischen Wien, Bukarest und dem Karpatenort Măneciu. Koneffke schreibt Romane, Lyrik, Kinderbücher, Essays und übersetzt aus dem Italienischen und Rumänischen. Er wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Zuletzt erschienen bei Galiani „Ein Sonntagskind“ (2015), 2020 sein von der Presse gefeiertes Erzählkunststück „Die Tsantsa-Memoiren“.
Dienstag, 8. Oktober 2024, 19:00 Uhr – Nordkurier Medienhaus, Friedrich-Engels-Ring 29, 17033 Neubrandenburg
„Jenseits der ‚einfachen Wahrheiten‘. Der Uwe Johnson-Preis 2014 – 2023“ – Präsentation und Gespräch mit Prof. Otto Kummert
Nach „Mutmaßungen – Uwe Johnson und die Gegenwartsliteratur. Zwanzig Jahre Uwe Johnson-Preis“ geben die Stifter den Band „Jenseits der ‚einfachen Wahrheiten‘“ im dreißigsten Jahr des Preises heraus. Die Premiere wird verbunden mit einem Gespräch, das Jurysprecher Carsten Gansel mit Prof. Otto Kummert führt. Der Künstler hat von Anfang an den Uwe Johnson-Preis, die Uwe Johnson-Tage und Publikationen grafisch begleitet.
Die in dem Band dokumentierten Preisbegründungen, die Laudationes wie auch die Dankesreden geben Auskunft über das Literaturverständnis der jeweiligen Preisträger, der Laudatoren wie auch der Jury. Die Erinnerungen an die Anfänge des Preises oder die Jury-Arbeit, die Motive für seine Stiftung wie auch die ausgewählten Gespräche geben Einblicke in gesellschaftliche Umstände und die Rolle der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur in den Zeitläuften.
Eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Nordkurier.
Donnerstag, 17. Oktober 2024, 19:00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg
„Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ – Lesung und Gespräch mit Dirk Oschmann
Moderation: Carsten Gansel
„Der Osten hat keine Zukunft, solange er nur als Herkunft begriffen wird.“ Was bedeutet es, eine Ost-Identität auferlegt zu bekommen? Eine Identität, die für die wachsende gesellschaftliche Spaltung verantwortlich gemacht wird? Der Attribute wie Populismus, mangelndes Demokratieverständnis, Rassismus, Verschwörungsmythen und Armut zugeschrieben werden? Dirk Oschmann zeigt in seinem Buch, dass der Westen sich über dreißig Jahre nach dem Mauerfall noch immer als Norm definiert und den Osten als Abweichung. Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden von westdeutschen Perspektiven dominiert.
Dirk Oschmann, geboren 1967 in Gotha, ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Leipzig. Sein Buch „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ stieß auf große bundesweite Resonanz und stand wochenlang auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller-Liste.
Donnerstag, 24. Oktober 2024, 19:00 Uhr – Kunstsammlung, Große Wollweberstraße 24, 17033 Neubrandenburg
„Simone“ – Lesung und Gespräch mit Anja Reich
Moderation: Carsten Gansel
Berlin, Mitte der achtziger Jahre. Zwei junge Frauen feiern, tanzen, reisen, verlieben sich – und werden im Osten der Stadt erwachsen. Dann fällt die Mauer, und das Leben der Freundinnen verändert sich in rasender Geschwindigkeit. Simone reist durch die Welt, Anja bekommt ein Kind, heiratet, beginnt zu arbeiten. Sie treiben auseinander und verlieren sich doch nicht. Bis zu dem Tag, an dem Simone für immer geht und Anja zurückbleibt. Wer war Simone? Und warum hat sie sich das Leben genommen? Auf der Suche nach Antworten unternimmt die Autorin eine Reise zurück in das Leben der Freundin und in ihr eigenes. Sie spricht mit Angehörigen, Freunden und Experten, liest Briefe, Tagebücher und Dokumente.
Anja Reich, geboren in Berlin, ist Autorin und Journalistin. Seit 1996 arbeitet sie für die Berliner Zeitung und berichtete ab 2001 als Korrespondentin aus New York und von 2018 bis 2020 aus Tel Aviv. Für ihre Reportagen erhielt sie den Deutschen Reporterpreis und den Theodor-Wolff-Preis. „Simone“ erschien 2023 im Aufbau Verlag. Anja Reich leitet heute das Magazin der Berliner Zeitung.
Mittwoch, 6. November 2024, 19:00 Uhr – Kunstsammlung, Große Wollweberstraße 24, 17033 Neubrandenburg
„Genossin Kuckuck“ – Lesung mit Projektionen und Gespräch mit Anke Feuchtenberger
Moderation: Matthias Wolf
Mit ihrer Graphic Novel „Genossin Kuckuck“ hat Anke Feuchtenberger ein Opus Magnum geschaffen. Fragmentarisch, surreal und betörend erzählt sie von einer Kindheit und Jugend in der DDR. Das Werk war für den Preis der Leipziger Buchmesse 2024 nominiert. Die Geschichten handeln von der Suche nach Heimat, einem inneren Zuhause, von der Frage, was einen zu der Person gemacht hat, die man geworden ist. Die 40 Kapitel von „Genossin Kuckuck“ wechseln zwischen Prosatexten und in unterschiedlichen Stilen gezeichneten Comicpassagen.
Anke Feuchtenberger arbeitet seit 1997 als Professorin für erzählerisches Zeichnen an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und lebt in der Nähe der Peene bei Anklam. An „Genossin Kuckuck“ hat sie über ein Jahrzehnt gezeichnet und komponiert.
Donnerstag, 7. November 2024, 19:00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg
„Archipelagus“ – Lesung und Gespräch mit Uwe Tellkamp
Uwe Johnson-Preisträger 2008
Moderation: Carsten Gansel
Der Protagonist des Romans „Archipelagus 1 – Der Schlaf in den Uhren“, Fabian Hoffmann, setzt seine Chronik fort. „Archipelagus 2“ (Arbeitstitel) handelt einerseits wieder im Stadtstaat Treva, nun im September 2015, Beginn der Flüchtlingskrise, andererseits in der Wendezeit von Januar 1990 bis zum 3. Oktober 1990, in der Fabian als Journalist beim „Blockorgan“ anfing, bevor er als Gehilfe des Kulturministers Meno Rohde nach Berlin ging, ein Zeuge der ersten frei gewählten Volkskammer, der Abschaffung eines Staats, der Auflösung des bisherigen Lebens.
Uwe Tellkamp, geboren 1968 in Dresden, Romancier, Erzähler und Essayist, legte 2008 den Roman „Der Turm“ vor, in dem er die Vorwende- und Wende-Zeit der DDR zum Thema macht. Neben anderen Auszeichnungen wurde ihm 2008 der Uwe-Johnson-Preis, im selben Jahr der Deutsche Buchpreis und 2009 der Deutsche Nationalpreis zuerkannt. „Archipelagus 1 – Der Schlaf in den Uhren“ erschien 2022.
Donnerstag, 14. November 2024, 19:00 Uhr – Kunstsammlung, Große Wollweberstraße 24, 17033 Neubrandenburg
Elfriede Brüning: „Die Emanzipation der Frau ist mein Lebensthema“
Vortrag von Sabine Kebir
Schon mit sechzehn verfocht Elfriede Brüning (1910-2014) mit ersten Publikationen das weibliche Selbstbestimmungsrecht über Körper und Leben. Dass es nur durch Berufstätigkeit erreichbar wird, bekräftigte sie auch mit Romanen in der Nazizeit, die dem offiziellen Frauenbild zuwiderliefen. In der DDR thematisierte sie die Probleme arbeitender Frauen und ihrer Kinder, womit sie der Gleichberechtigungspolitik damals und heute stets um Etliches voraus war. Vierzig Jahre lang war sie Publikumsliebling: Elfriede Brüning verkaufte in der DDR mehr als eineinhalb Millionen Bücher.
Privatdozentin Dr. Sabine Kebir ist Literatur-, Kultur- und Politikwissenschaftlerin. Sie lebte von 1977 bis 1988 in Algerien, wo sie an Universitäten lehrte, und arbeitet seitdem als freie Publizistin in Berlin für Radio, Zeitungen und TV-Sender. Zu Elfriede Brüning hat Sabine Kebir eine Monografie sowie gemeinsam mit Wolfgang Herzberg den Dokumentarfilm „Und außerdem werde ich 100“ veröffentlicht.
Die Mecklenburgische Literaturgesellschaft und die Barlachstadt Güstrow danken dem Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern, dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, dem Kulturamt der Stadt Neubrandenburg, dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und Gentz Rechtsanwälte und Notare für die Förderung der Uwe-Johnson-Tage.