Die Begründung der Jury
Thomas Pletzinger erzählt eine Welt, die, trotz aller gegenteiligen Behauptung, keine Sicherheiten kennt. Auf magische Weise fließen die Gestalten und Arrangements seines Romans ineinander und entheben ihn so der schlichten Eindeutigkeit.
In dem Versuch, sich eine „ertragbare Welt“ zu erschaffen, ringen die beiden gegensätzlichen Ich-Erzähler um die Rekonstruktion ihrer Lebens- und Liebesgeschichten. Der Fokus richtet sich auf bravourös erzählte persönliche und politische Krisen in den Jahren 1995 bis 2005.
Wie Uwe Johnson stellt Pletzinger die Zuverlässigkeit von Erinnern und Schreiben ebenso beeindruckend in Frage, wie er der Heimatlosigkeit auf den Grund geht.
Zum Buch
Ein Ethnologe in einer Lebenskrise, ein Kinderbuchautor mit einem Bestseller und einer Ruine am Luganer See, eine finnische Ärztin, ein kleiner Junge ohne Vater, ein mysteriöser Freund, ein sterbender Hund und ein verstecktes Manuskript: Thomas Pletzinger macht daraus eine hochspannende, aberwitzige und anrührende Geschichte.
Im Streit verlässt Daniel Mandelkern die großzügige Altbauwohnung im Hamburger Generalsviertel und Elisabeth, seine Frau und Chefin. Sie hat ihm den Auftrag erteilt, den öffentlichkeitsscheuen Autor Dirk Svensson am Luganer See zu besuchen und für den von ihr verantworteten Kulturteil einer Wochenzeitung zu interviewen. Äußerst widerwillig macht Mandelkern sich auf den Weg, hofft aber, dass ihm die Distanz helfen wird, sich klar zu werden – über sein Leben, seine Liebe und die Zukunft seiner Ehe.
Schon bei der Ankunft am See ahnt er, dass am Ende seiner Reise mehr stehen wird als das Autorenporträt, das Elisabeth erwartet. Denn Mandelkern ist nicht der einzige Gast. Mit ihm besteigen eine schöne junge Frau und ihr Sohn das Boot, mit dem Svensson und sein dreibeiniger Hund in Lugano anlegen. Es folgen vier Tage in Svenssons Welt, in denen Daniel Mandelkern sich und sein Leben mit anderen Augen zu sehen lernt. Er wird hineingezogen in eine tödliche Dreiecksbeziehung und in ein Manuskript, das er im Gästezimmer findet und das ihn nach New York, Brasilien und tief in das rätselhafte Leben des Dirk Svensson führt.
„Bestattung eines Hundes“ erzählt von den Mittdreißigern unserer Tage, die an vielen Orten der Welt gewesen sind, ohne irgendwo zu Hause zu sein, die viel ausprobiert haben, ohne eine Berufung zu finden, die große Pläne geschmiedet haben und nun kleine Lösungen finden müssen. Die alte Geschichte von der Sehnsucht nach Glück und Liebe, Thomas Pletzinger erfindet sie neu, mit einem genauen Blick, sprachlicher Finesse und atmosphärischer Dichte.
Zum Autor
Thomas Pletzinger wurde 1975 in Münster geboren, wuchs in Hagen auf und absolvierte ein Studium der Amerikanistik in Hamburg. Dort und in New York arbeitete er für Buchverlage und Literaturagenturen. Nach einem zweiten Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig lebt er nun in Berlin, wo er als freier Autor und Übersetzer arbeitet und das Literaturatelier adler & söhne literatur betreibt.
Seit 2005 diverse Auszeichnungen und Stipendien. Er ist derzeit Gastprofessor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Sein Roman „Bestattung eines Hundes“ ist 2008 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen.