Programm der Uwe-Johnson-Tage 2020

Die UWE JOHNSON-TAGE 2020 finden vom 24. September bis 29. Oktober statt.

Wir laden Sie herzlich ein zur Veranstaltungsreihe der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. und der Barlachstadt Güstrow gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB.

 

PROGRAMM (hier als PDF einsehbar)

Donnerstag, 24. September 2020, 19.30 Uhr Uwe Johnson-Bibliothek, Am Wall 2, 18273 Güstrow

Eröffnung der Uwe Johnson Tage 2020 durch DR. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V., und DR. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow

„Besondere Mischungsverhältnisse?“ – Uwe Johnson und die Deutschen in Ost und West vor und nach 1989 Gespräch und Romanlesung mit der Schriftstellerin Kathrin Gerlof sowie dem Verleger und Autor Tom Müller

Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek

Mit Kathrin Gerlof und Tom Müller sind nicht nur ein/e Vertreter/in der Vor- und Nachwendegeneration zu Gast, sondern als Journalistin eine aufmerksame Beobachterin des Zeitgeschehens und als Verleger ein profunder Kenner der Literaturlandschaft. Beachtung fanden beide auch mit ihren Romanen: Gerlofs „Nenn mich November“ wurde schon mit Johnsons „Mutmassungen über Jakob“ verglichen, Müllers Debütroman „Die jüngsten Tage“ für den aspekte Literaturpreis nominiert. Beide lesen aus ihren Romanen und sprechen über die „Mischungsverhältnisse“ und den Blick der Autoren auf die Deutschen vor und nach 1989.

 

Montag, 28. September 2020, 19.30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek, Am Wall 2, 18273 Güstrow

„Babel“ – Lesung mit Kenah Cusanit, Uwe Johnson-Förderpreisträgerin 2019

Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek

Die Autorin schildert in ihrem Roman einen einzigen Tag im Leben von Robert Koldewey, der sich 1913 in der Nähe von Bagdad befindet. Koldewey agiert als Grabungsleiter des Ortes, der mit der Legende vom Turm zu Babel und vom Glanz Nebukadnezars aufgeladen ist.

Kenah Cusanit sucht sich ganz im Sinne von Walter Benjamin behutsam und umsichtig einer „verschütteten Vergangenheit“ zu nähern, um auf diese Weise – wie Uwe Johnson – unter die „äussere Kruste des Gewesenen“ zu gelangen. Mit ihrem Roman öffnet Kenah Cusanit einen in der Literatur selten betretenen historischen Raum, bei dem es um nicht weniger denn um eine neue Bewertung des Beitrags zur Zivilisation von Orient und Okzident geht.

 

Dienstag, 29. September 2020, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

„Babel“ – Lesung mit Kenah Cusanit, Uwe Johnson-Förderpreisträgerin 2019

Moderation: Dr. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft

In der Begründung der Jury heißt es: „Von seinem Krankenlager aus blickt der Archäologe Robert Koldewey über den Euphrat, die immer mehr ausufernden Grabungen und denkt über Fragen von Wahrnehmung, Vergänglichkeit, Fotografie oder über die Größe der Frauen nach. Zunehmend wird dem Leser klar, dass hier zwischen akribisch verzeichneten Korrespondenzen und den burlesken Details zeitgenössischer Museumspolitik existenzielle Fragen des Menschseins verhandelt werden. In besonderer Weise gelingt es der Autorin historisches Wissen und Sprachkraft mit Witz und Humor zu verbinden.“

 

Dienstag, 6. Oktober 2020, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

Tschingis Aitmatow zwischen Ost und West, Nord und Süd –Vortrag und Gespräch mit IRMTRAUD GUTSCHKE

Moderation: Dr. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft

Er war ein Schriftsteller von Weltgeltung, doch las man ihn in Dresden anders als in München, in Moskau anders als in der damaligen kirgisischen Hauptstadt Frunse, und in Scheker, dem Ort seiner Geburt, hatte man ein ganz eigenes Bild von ihm. Die Türkei hat ihn für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. In Kirgistan heute gilt er fast schon als Nationalheiliger. Was würde er davon halten? Wie sah er sich selbst inmitten so unterschiedlicher Ansprüche?

Irmtraud Gutschke promovierte 1976 nach dem Studium der Slawistik und Anglistik zum Thema „Mensch und Natur im Schaffen Tschingis Aitmatows“. Von Mitte der 1970er Jahre bis 2018 war sie Literaturredakteurin bei der Tageszeitung „Neues Deutschland“. 1986 veröffentlichte sie den Essayband „Menschheitsfragen, Märchen, Mythen. Zum Werk Aitmatows“. Später folgten drei erfolgreiche Gesprächsbände: „Hermann Kant. Die Sache und die Sachen“, „Eva Strittmatter. Leib und Leben“ und „Gisela Steineckert. Das Leben hat was“.

 

Freitag, 9. Oktober 2020, 18.00 Uhr – Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern beim Bund, In den Ministergärten 3, Berlin

 Verleihung des Uwe Johnson-Literaturpreises an IRINA LIEBMANN für ihren Roman „Die Große Hamburger Straße“

Laudatio: Jens Sparschuh, Schriftsteller, Berlin

Verleihung des Preises durch Markus Frank, Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB; Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V., und Katrin Raczynski, Vorstand Humanistischer Verband Berlin-Brandenburg KdöR

 

Montag, 12. Oktober 2020, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

 „Wir selbst“ von Gerhard Sawatzky –Lesung und Gespräch mit Prof. Dr. Carsten Gansel

Moderation: Dr. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft

Gerhard Sawatzkys großer Gesellschaftsroman „Wir selbst“ (1938/2020) erzählt von einer untergegangenen Welt, von der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen (1918–1941). Sein Autor galt als wichtigster Literat der Wolgadeutschen, er wurde verhaftet, zu Zwangsarbeit verurteilt und starb in einem Lager in Sibirien, das Buch wurde verboten und vernichtet. Doch seiner Witwe gelang es 1944, bei der Deportation nach Sibirien das Urmanuskript zu retten. In einer deutschsprachigen Zeitschrift in der Sowjetunion wurden – allerdings be­arbeitet und zensiert – in den achtziger Jahren Teile des Buches abgedruckt. Carsten Gansel hat nun das Urmanuskript in Russland aufgespürt. Sawatzkys Buch ist ein höchst bedeutendes Zeitzeugnis, das zudem durch Carsten Gansels umfangreiches Nachwort über den Autor, die Geschichte des Manuskripts und die deutsche Wolgarepublik ergänzt und erschlossen wird.

 

Mittwoch, 14. Oktober 2020, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

Buchpremiere: „Beichte. Ein Lebensbericht“ von Werner Lindemann – Gitta Lindemann und Herausgeber Carsten Gansel stellen den Text aus dem Nachlass des Autors vor.

„Beichte“ ist das erste Buch der neuen Reihe „Literarische Entdeckungen“ beim OKAPI Verlag Berlin. Werner Lindemann gehörte in der DDR zu den renommierten Autoren, der vor allem durch seine Lyrik für Kinder einen großen Leser- und Fankreis erreichte. Neben zahlreichen Lyrikbänden entstand in den 1980er Jahren auch Prosa, darunter die Geschichtensammlungen „Aus dem Drispether Bauernhaus“ und „Die Roggenmuhme“. 1988 erschien „Mike Oldfield im Schaukelstuhl. Notizen eines Vaters“.

Die autobiographisch grundierte Geschichte „Beichte“ führt die Leser zurück in die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges und die ersten Monate des Friedens. Das Erzählen wechselt zwischen Erinnerungen an die Kindheit, an die Schrecknisse des Krieges sowie den Zeiten des Neuanfangs. Dieser Teil der Erzählung zeichnet den Weg des jungen Will bis zum Studium nach. Der Band wird ergänzt durch ein umfangreiches Gespräch mit Gitta Lindemann.

 

Donnerstag, 22. Oktober 2020, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Wie ich meine Zeitung verlor: Ein Jahrebuch“ –Lesung und Gespräch mit Birk Meinhardt

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft

Birk Meinhardt, geboren 1959 in Berlin-Pankow, studierte Journalistik in Leipzig und war Sportjournalist (u.a. „Wochenpost“, „Junge Welt“, „Tagesspiegel“) und von 1992 bis 1996 bei der „Süddeutschen Zeitung“. Für Letztere schrieb er von 1996 bis 2012 Reportagen, die auf der wichtigen Seite 3 erschienen und für die er 1999 und 2001 mit dem Kisch-Preis ausgezeichnet wurde. Seit 2013 ist er freiberuflich und lebt er als Schriftsteller in Berlin. Für seinen Roman „Brüder und Schwestern. Die Jahre 1973 bis 1989“ erhielt er den Stahl-Literaturpreis 2013 und wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Der zweite Teil, „Brüder und Schwestern. Die Jahre 1989 bis 2001“, erschien 2017.

Birk Meinhardts „Jahrebuch“ gibt Einblick in das Funktionieren einer großen deutschen Tageszeitung. Er erzählt davon, wie nach erfolgreichen Jahren eine zunehmende Entfremdung entsteht, die ihre Ursache nicht zuletzt darin hat, dass das Spektrum der Meinungsäußerungen enger zu werden scheint. Meinhardts Text liefert eine kritische Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Entwicklungen.

 

Donnerstag, 29. Oktober 2020, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Der Schmerz des Westens. Deutschlands systemisches Erbe“ – Lesung und Gespräch mit Detlef Stapf

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft

Detlef Stapf war mehr als zwei Jahrzehnte Feuilletonchef des „Nordkurier“. Er ist ein ausgewiesener Kenner der Bildenden Kunst. Im Vorjahr erschien von ihm die erste große Biographie zu Caspar David Friedrich, die als Ereignis bezeichnet wurde. „Endlich wissen wir, wer der ,Wanderer über dem Nebelmeer‘ auf Caspar David Friedrichs Gemälde ist und wofür das ,Kreuz im Gebirge‘ eigentlich gedacht war.“ (Frank Pergande, Frankfurter Allgemeine Zeitung)

In seinem Essay „Der Schmerz des Westens“ versucht Detlef Stapf im 30. Jahr der deutschen Einheit eine systemtheoretische Anatomie des Vereinigungsprozesses. Dabei wird die ostdeutsche Gesellschaft nicht als Problem, sondern eher als reaktives Gebilde westdeutscher Politik betrachtet. Der Text reicht weit über die üblichen Erklärungsstereotype hinaus, weil er die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Teilgesellschaften in ein historisches Kontinuum bettet und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten der deutschen Demokratie in den Blick nimmt.

 

Die Mecklenburgische Literaturgesellschaft und die Barlachstadt Güstrow danken dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, dem Kulturamt der Stadt Neubrandenburg, dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB für die Förderung der Uwe-Johnson-Tage.