30 Jahre Uwe-Johnson-Preis: Iris Wolff wird ausgezeichnet

Im Jahr des 90. Geburtstages von Uwe Johnson (1934–1984) erhält Iris Wolff für ihren Roman »Lichtungen« den Uwe-Johnson-Preis. Die Jury wählte aus 90 Einreichungen aus den Bereichen Prosa und Essayistik die diesjährige Preisträgerin aus. Die feierliche Verleihung findet im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage am Freitag, dem 20. September 2024, in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern in Berlin statt. Iris Wolffs Roman, erschienen im Frühjahr 2024 bei Klett Cotta, wird von der Jury als Spurensuche gewürdigt, der es wie bei Uwe Johnson darum geht, »erzählend ›eine Wirklichkeit, die vergangen ist, wiederherzustellen‹. Dabei wird offenbar, auf welche Weise die Zeitläufte in das Leben des einzelnen eingreifen und es zu Brüchen in der Biographie gekommen ist.« Abschließend heißt es: »Wie Uwe Johnson verweigert sie sich der Mitlieferung einer Moral.« Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 1994 vergeben, seit 2005 im Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis. 2022 erhielt Jenny Erpenbeck den Uwe-Johnson-Preis für ihren Roman »Kairos«. Zum Jubiläum ist ein Band mit den Laudationes, Dankesreden, Gesprächen und Erinnerungen geplant.

Der Jury gehören an: Gundula Engelhard (Geschäftsführerin der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft), Carsten Gansel (Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Gießen; Sprecher der Jury), Cornelia Geißler (Literaturredakteurin der Berliner Zeitung), Michael Hametner (ehemals leitender Literaturredakteur und Moderator bei MDR FIGARO) und René Strien (ehemaliger Verleger des Aufbau Verlages und Geschäftsführer des OKAPI Verlages Berlin).

Die Jury begründete ihre Entscheidung folgendermaßen: »Iris Wolffs Roman ›Lichtungen‹ setzt vergleichbar ein wie Uwe Johnsons ›Mutmassungen über Jakob‹ (1959), nämlich mit dem Ende. Mit ›Neun‹ ist zeitlich das letzte Kapitel beschrieben, aber in diesem Fall steht es am Anfang. Hier, auf der Gegenwartsebene, finden sich die Hauptfiguren Lev und Kato nach vielen Jahren wieder. Nun wird sukzessive zurück in die Vergangenheit einer rumäniendeutschen Bevölkerung in Siebenbürgen gegangen und von der Kindheit und Jugend der Protagonisten im sozialistischen Rumänien erzählt. Es ist dies – wie bei Johnson – eine Spurensuche, in der es darum geht, erzählend, ›eine Wirklichkeit, die vergangen ist, wiederherzustellen‹. Dabei wird offenbar, auf welche Weise die Zeitläufte in das Leben des einzelnen eingreifen und es zu Brüchen in der Biographie gekommen ist. Es geht um Menschen, denen eine Nationalität staatlich zugeschrieben wird, die sich aber eher Landschaften, Sprachen, Bildern zugehörig fühlen. ›Lichtungen‹ ist auch ein Roman, der dem literarisch nachfragt, was Heimat sein kann oder ist. Es zeigt sich, wie Heimat zunächst durch eine Raum- und Zeitdimension gekennzeichnet und als ein Netz von sozialen Beziehungen wirkt. Wie bei Uwe Johnson finden sich Bezugspunkte zu Ernst Blochs Heimat-Bestimmung, der den Heimat-Begriff nicht zuletzt in funktionierenden sozialen Beziehungen verankert. Lev verweigert sich der Zuschreibung in Deutsch und Rumänisch. In seinem Pass hat die Staatsangehörigkeit noch nie gewechselt. Sein Großvater Ferry bleibt bei seiner Zugehörigkeit zum Habsburgischen Österreich. Kato hat in Rumänien diese Heimat nie finden können. Als es möglich wird, zieht sie als Straßenmalerin durch Europa und bleibt auf der Suche. Wenn es im Roman heißt: ›Man ist, einmal gegangen, immer ein Gehender‹, dann trifft das für sie zu. Dabei entsteht wiederum ein Bezug zum Johnsonschen Erzählen, bei dem die Frage ›Gehen oder Bleiben‹ durchweg ein untergründiges Thema darstellt. Nachdem in zahlreichen Romanen nicht zuletzt am Schicksal der Rumäniendeutschen erzählt wurde, wie unter diktatorischen Verhältnissen Heimat als Gefühl natürlicher Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft in Gefahr gerät, hält Iris Wolff das politische Bedingungsgefüge für Heimat aus dem Vordergrund des Erzählens heraus, und dennoch ist es durchgehend anwesend. Wie Uwe Johnson verweigert sie sich der Mitlieferung einer Moral. Was dazu zu sagen ist, das sagen die Leser!«

Für den Uwe-Johnson-Preis konnten Autorinnen und Autoren oder deren Verlage bis zum 1. März 2024 seit Anfang April 2022 veröffentlichte oder noch unveröffentlichte Prosa und essayistische Arbeiten einreichen. Der Preis würdigt herausragende literarische Werke, in denen sich Bezugspunkte zur Poetik von Uwe Johnson finden und deren Blickwinkel unbestechlich und jenseits »einfacher Wahrheiten« auf deutsche Geschichte, Gegenwart und Zukunft gerichtet ist.

Der Uwe-Johnson-Preis wurde 1994 erstmals verliehen, zu den Preisträgern gehören unter anderen Walter Kempowski, Jürgen Becker, Norbert Gstrein, Joochen Laabs, Uwe Tellkamp, Christa Wolf, Christoph Hein, Lutz Seiler, Jan Koneffke und Irina Liebmann. Der mit 20.000 Euro dotierte Literaturpreis wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB, Berlin, im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis vergeben, der 2023 an Domenico Müllensiefen für »Aus unseren Feuern« (Kanon Verlag) ging.

Foto Iris Wolff (c) Maximilian Gödecke

 

Ausschreibung für Uwe-Johnson-Preis 2024 startet

Für den mit 20.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis können Autorinnen und Autoren oder deren Verlage bis zum 1. März 2024 unveröffentlichte sowie seit April 2022 veröffentlichte Arbeiten aus den Bereichen Prosa und Essayistik einreichen. Der Uwe-Johnson-Preis würdigt deutschsprachige Autorinnen und Autoren, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihren Texten ebenso unbestechlich und jenseits der »einfachen Wahrheiten« deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren.

Die Preisverleihung findet im September 2024 in Berlin statt. Im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage in Neubrandenburg wird die Preisträgerin oder der Preisträger zudem vor einem breiten Publikum lesen. Eine weitere Lesung wird in Berlin stattfinden.

Vor zwei Jahren wurde der Uwe-Johnson-Preis Jenny Erpenbeck für ihren Roman »Kairos« zugesprochen. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern der letzten Jahre zählen Irina Liebmann (2020), Ralf Rothmann (2018), Jan Koneffke (2016), Lutz Seiler (2014), Christoph Hein (2012), Christa Wolf (2010) und Uwe Tellkamp (2008).

Seit 30 Jahren wird der Uwe-Johnson-Preis verliehen. Erstmals wurde der Uwe-Johnson-Preis 1994 verliehen; Kurt Drawert (1994), Walter Kempowski (1995) und Marcel Beyer (1997) gehören zu den ersten Preisträgern. Der mit 20.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Preis wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Berliner Kanzlei Gentz und Partner im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis vergeben. Der mit 5.000 Euro Preisgeld ausgelobte Uwe-Johnson-Förderpreis würdigt herausragende Debütromane. 2023 wurde Domenico Müllensiefen für seinen Roman »Aus unseren Feuern« ausgezeichnet.

Vorschläge können bis zum 1. März 2024 bei der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V., 2. Ringstraße 21, 17033 Neubrandenburg eingereicht werden.

Programm der Uwe Johnson-Tage 2023

Die UWE JOHNSON-TAGE 2023 finden vom 18. September bis zum 30. November statt.

Wir laden Sie herzlich ein zur Veranstaltungsreihe der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. und der Barlachstadt Güstrow gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB.

PROGRAMM (hier als PDF abrufbar)

Montag, 18. September 2023, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

Eröffnung der Uwe-Johnson-Tage 2023 durch Prof. Dr. Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V., und Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow

„Kairos“ – Lesung und Gespräch mit Jenny Erpenbeck, Uwe Johnson-Preisträgerin 2022

Moderation: Dr. Gundula Engelhard

 

Dienstag, 19. September 2023, 19.30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow

 „Kairos“ – Lesung und Gespräch mit Jenny Erpenbeck, Uwe Johnson-Preisträgerin 2022

Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski

„Aus der Erzählgegenwart geht die Protagonistin zurück in das Jahr 1986, mithin in die Endphase der DDR. Über das Erinnern entsteht eine Art Prosanetz, in dem die Geschichte einer großen Liebe zwischen Euphorie, Enttäuschung und zunehmendem psychologischen Druck erzählt wird. Jenny Erpenbeck gelingt eine nahtlose Verbindung von Privatem und Öffentlichem, die zur Folie für einen Roman wird, der sowohl die Ideale des Beginns in den Blick bekommt wie auch das Scheitern des Staates. Dies erkundet die Autorin mit einer Sensibilität, die in der Tradition des Schreibens von Uwe Johnson steht.“ (aus der Begründung der Jury)

Jenny Erpenbeck, geboren 1967 in Ost-Berlin, debütierte 1999 mit der Novelle „Geschichte vom alten Kind“. Es folgten zahlreiche Veröffentlichungen, darunter Romane, Erzählungen und Theaterstücke. Ihr Roman „Aller Tage Abend“ wurde von Lesern und Kritik gleichermaßen gefeiert und vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Joseph-Breitbach-Preis. Für „Gehen, ging, gegangen“ erhielt sie u. a. den Thomas-Mann-Preis. 2023 ist ihr Werk mit dem Internationalen Stefan-Heym-Preis gewürdigt worden.

 

Donnerstag, 21. September 2023, 19.30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow

„Gehen und Bleiben“ – Ein Film von Volker Koepp

Filmvorführung und Gespräch mit dem Regisseur Volker Koepp und der Filmautorin Barbara Frankenstein

Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski und Dr. Gundula Engelhard

Motive des Gehens und Bleibens und die Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte durchziehen das Werk von Uwe Johnson (1934-1984), mit dessen Texten Volker Koepp in die biografischen und literarischen Gegenden des Schriftstellers reist. Etwa in die Fluss- und Seenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns zwischen Anklam und Güstrow und den nordöstlichen Zipfel Mecklenburgs, den Klützer Winkel oder auf das Fischland an der Ostsee bei Ahrenshoop. Hier begegnet er Menschen in ihrem gegenwärtigen Leben. Sie erzählen von ihren Erinnerungen, vom Gehen und Bleiben, vom Ausharren an den Orten der Herkunft, vom Fortziehen und auch von Uwe Johnson.

 

Freitag, 22. September 2023, 19.00 Uhr – Schauspielhaus / Probebühne, Pfaffenstraße 22, 17033 Neubrandenburg

Verleihung des Uwe Johnson-Förderpreises an Domenico Müllensiefen für seinen Roman „Aus unseren Feuern“

Laudatio: Prof. Dr. Dirk Oschmann, Germanist und Publizist, Universität Leipzig

Lesung und Gespräch mit dem Preisträger – Moderation: Dr. Gundula Engelhard

 

Montag, 25. September 2023, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

„Die Farben der Kindheit“ – Die Bücherkinder Brandenburg lesen, schreiben und illustrieren Franz Fühmann, Christa Wolf, Jurek Becker und Günter Grass

Vortrag und Gespräch mit Christine Becker und Armin Schubert

2007 begann Armin Schubert, mit Kindern freie Geschichten zu schreiben und zu illustrieren. Seither ist eine Reihe von Büchern entstanden. Der Mentor der Bücherkinder Brandenburg und Christine Becker, Autorin und Herausgeberin, präsentieren das Ende 2022 erschienene Buch „Die Farben der Kindheit“ zu Werken und Leben der vier Literaten. An ausgewählten Texten von 11- bis 12jährigen werden die praktische Arbeit mit den Bücherkindern, die zugrundeliegenden wissenschaftlichen Forschungsergebnisse sowie die Bezüge zu den literarischen Quellen dargestellt.

 

Donnerstag, 28. September 2023, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

TurmalinTheater: Kafka oder Das Zögern vor der Geburt

Stationen einer dramatischen Biographie ziehen am Zuschauer vorüber: Cornelia Gutermann-Bauer – in der Rolle des Franz Kafka – zeigt Episoden eines Lebensdramas. Einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts erforscht in beispielhafter Allgemeingültigkeit zentrale Probleme des modernen Menschen.

Günter Bauers Bühnenstück mit Texten aus den Tagebüchern, den Briefen und dem erzählerischen Werk, zeigt das Leben des Schriftstellers Franz Kafka mit dessen ureigensten Mittel, dem Kafkaesken. Den immer wiederkehrenden Motiven der Angst und der Macht des Selbstzweifels, stehen Texte mit Witz und Ironie gegenüber, die mehr sind als nur Hoffnungsschimmer.

 

Dienstag, 17. Oktober 2023, 19.30 Uhr – Kunstsammlung, Große Wollweberstraße 24, 17033 Neubrandenburg

„Clemens Meyer über Christa Wolf“ – Lesung und Gespräch mit Clemens Meyer

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel

Clemens Meyer, der bereits mit dem Roman „Als wir träumten“ (2006) zu einem der wichtigsten Autoren geworden ist, unternimmt eine Reise in ein versunkenes Land, die DDR. Er betrachtet eine Büste von Christa Wolf, die vor ihm steht. Der Blick auf die Autorin wird zum Ausgangspunkt für ein Gespräch über die DDR und ihre Literatur. Es geht um Visionen und Träume, die in diesem Land gewachsen sind und was aus ihnen wurde. Clemens Meyer erzählt, so heißt es, „in einem inneren Dialog mit Christa Wolf die Geschichte der Utopien in der Literatur. Und damit auch eine eigenwillige, subjektive, emphatische Geschichte der DDR-Literatur. Wie wurde er selbst zu dem, der er ist? Und wie wurde in den Jahren nach dem Mauerfall eine ganze Epoche der deutschen Literatur von Kritikern abgeräumt und dann von Publikum und Lesern beinahe vergessen? Eine Suche nach Antworten. Und ein eindringliches Bekenntnis zu einer großen Schriftstellerin.“

 

Donnerstag, 19. Oktober 2023, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„sommerschaums ernte“ und unveröffentlichte Prosa – Lesung und Gespräch mit Kathrin Schmidt

Moderation: Dr. Gundula Engelhard

Die Gedichte in „sommerschaums ernte“ sprechen vom Älterwerden, von Abschieden, von der Vergänglichkeit – mit Lebensliebe, Klugheit und scharfem Humor. Der Band erschien 2020, im selben Jahr zog die Autorin vor der Drucklegung einen fertigen Roman zurück. Ein Dresdner Fund ermöglichte, den Roman wieder aufzunehmen und anders zu erzählen.

Kathrin Schmidt, geboren 1958 in Gotha, arbeitete als Diplompsychologin, Redakteurin und Sozialwissenschaft­lerin. Seit den 1980er Jahren als Lyrikerin bekannt, wandte sie sich ab 1994 als freie Schriftstellerin auch der Prosa zu. Für ihre Romane und Gedichte erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Leonce-und-Lena-Preis sowie den Deutschen Buchpreis. 2021 war sie Dresdner Stadtschreiberin. Kathrin Schmidt lebt in Berlin.

 

Donnerstag, 23. November 2023, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Trotzig lächeln und das Weltall streicheln“ – Lesung und Gespräch mit Lutz Rathenow

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel

Pünktlich zu seinem 70. Geburtstag legt der bedeutende DDR-Oppositionelle seinen literarischen Lebenslauf vor. Von der frühen Kindheit bis in hohe politische Ämter erzählt Rathenow von einem Leben zwischen Kunst und Politik. Mal magisch, mal realistisch, stets liebevoll.

Schule, Familie, erste Eifersucht. Das Meer, das All, die Mittagsstunde. Janis Joplin, Michail Gorbatschow, Harald Hauswald. Die Wende, das Kino, die Ameisen im Garten. – Lutz Rathenows Leben fügt sich zu einem farbigen Kaleidoskop aus Erzählungen, Dialogen, Reportagen und Tagebuch-Notaten zusammen. Sein Blick auf rassistische Ressentiments, unaufgearbeitete DDR-Prägungen, enttäuschte West-Projektionen und ihr Wegreden im Alltag ist scharf. Seine Erinnerungen an Weggefährten sind freundschaftlich, skeptisch und innig. Seine starken Heldinnen verblüffen ebenso wie die rasanten Ortswechsel zwischen Jena, Berlin oder Montevideo.

 

Donnerstag, 30. November 2023, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Die DDR und ihr mediales Erbe“ – Lesung und Gespräch mit Prof. Dr. Michael Meyen

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel

In der neuen Diskussion um das Verhältnis zwischen dem „Osten“ und dem „Westen“ der Bundesrepublik spielen die Prägungen hier wie da eine nicht geringe Rolle. Der Medienforscher Michael Meyen ist zusammen mit Bianca Kellner-Zotz der Frage nachgegangen, was Medienakteure mit DDR-Sozialisation auszeichnet. „Wählen sie andere Themen, andere Begriffe, andere Ausdrucksmittel oder gibt es keine Unterschiede mehr zwischen Ost und West?“, das ist eine der Fragen, die in dem großen Projekt „Das mediale Erbe der DDR“ gestellt wurde. Die einfache Antwort nach Interviews mit 20 Persönlichkeiten aus den Medien lautet: Ja! „Ostdeutsche Autoren, Musiker oder Kabarettisten haben einen anderen Blick auf die Gegenwart als ihre westdeutschen Kollegen.“ Aber was folgt daraus für die Gegenwart? Die Gespräche u.a. mit Steffen Mensching, Vera Lengsfeld, André Herzberg oder Anna-Kathrin Gummich geben darüber Auskunft.

Michael Meyen ist seit 2002 Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU München, gehört zu den profilierten Medienforschern und er wirft einen kritisch-analytischen Blick auf die deutsche wie die internationale Medienlandschaft.

 

Die Mecklenburgische Literaturgesellschaft und die Barlachstadt Güstrow danken dem Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern, dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, dem Kulturamt der Stadt Neubrandenburg, dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB für die Förderung der Uwe-Johnson-Tage.

 

Vorbestellung/Information:

MECKLENBURGISCHE LITERATURGESELLSCHAFT e.V.
Dr. Gundula Engelhard
2. Ringstraße  /  Wiekhaus 21  /  17033 Neubrandenburg
Telefon: 0395 544 16 71
E-Mail: pegasus-mlg@gmx.de

UWE JOHNSON-BIBLIOTHEK BARLACHSTADT GÜSTROW
Dr. Tilmann Wesolowski
Am Wall 2  /  18273 Güstrow
Telefon: 03843 76 94 65
E-Mail: uwe-johnson-bibliothek@guestrow.de

 

Prof. Dr. Carsten Gansel
Vorsitzender Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V.

Arne Schuldt
Bürgermeister der Barlachstadt Güstrow

Markus Frank
Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB

Katrin Raczynski
Vorstand des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg KdöR

Domenico Müllensiefen erhält den Uwe-Johnson-Förderpreis 2023

Der mit 5.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Förderpreis 2023 wird Domenico Müllensiefen für seinen Roman »Aus unseren Feuern« (Kanon Verlag) verliehen. Die sechsköpfige Jury wählte aus einer Vielzahl an eingesandten Debüts aus den Bereichen Prosa und Essayistik den diesjährigen Preisträger aus. Die feierliche Preisverleihung findet im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage am 22. September 2023 im Schauspielhaus Neubrandenburg statt.

Die Jury begründet ihre Entscheidung folgendermaßen:
»Mit Domenico Müllensiefens Aus unseren Feuern liegt ein Debütroman vor, der Staunen macht: Mit der Romanform weiß er in allen Belangen umzugehen: Aufbau, Spannungsführung, Rhythmus, Komposition. Die Simultantechnik, die er für seine zwei Zeitebenen braucht, beherrscht er souverän und schafft einen beeindruckenden Erzähl-Raum. Der Autor schreibt, als würde er lange schon nichts anderes tun: So souverän ist sein Erzählen, so dicht folgt er seinen Figuren, so präzise sind seine Schilderungen der Arbeitswelt ob auf Elektromontage, in einem Schlachtbetrieb und nicht zuletzt in einem Bestattungsinstitut, dem Arbeitsplatz des Erzählers. Abgesehen davon, dass sich in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur derart überzeugende Schilderungen der Arbeitswelt nur in Ausnahmen finden, stellt sich bereits hier ein Bezug zu Uwe Johnson her. Die Wahl seiner ›Personen‹ in den Romanepos ›Jahrestage‹ hatte der nämlich so begründet. ›Ich bin überzeugt“ so Johnson, ›dass die ›einfachen Leute‘ das erheblichere Beispiel abgeben für Lebensverhältnisse in unserer Zeit, nicht allein wegen ihrer Überzahl, auch nicht nur, weil sie in der Verteilung des Nationaleinkommens jenseits allen gerechten Verhältnissen benachteiligt sind; insbesondere, weil sie jede Verschlechterung der Lage unerbittlich ausbaden müssen, ihre Schwierigkeiten mit dem schärfsten Risiko überwinden müssen, ohne das Geldreserven sie auffangen und Privilegien sie schützen‹. Genau mit diesen Verhältnissen und den entsprechenden Problemlagen sehen sich die Protagonisten in Domenico Müllensiefens Roman konfrontiert. Mit schrägem Witz, mit Empathie für einen Unglücksraben und einer dubiosen Krimispur zeigt er, was die Transformation der ostdeutschen Gesellschaft nach ›Wende‹ und Wiedervereinigung für die in Leipzig und Umgebung bedeutete haben. Dabei ist die Geschichte auf zwei Ebenen erzählt, von der Gegenwartsebene im Jahr 2014 wird vom Ich-Erzähler Heiko unvermittelt in die Vergangenheit der Nullerjahre zurückgegangen. Wie bei Uwe Johnson spielt mithin das ›Prinzip Erinnerung‹ eine gewichtige Rolle. In der erinnerten Zeit halten die Protagonisten Heiko, Thomas und Karsten sich für unsterblich  – aber niemand gibt ihnen eine Perspektive und erlöst sie von der Langeweile. Was für die jungen Leute gilt, das trifft noch mehr für die Elterngeneration zu, die aus einer ›arbeiterlichen Gesellschaft‹ in eine kapitalistische mit anderen Maximen katapultiert wird. Domenico Müllensiefen gehört der Generation seiner Protagonisten an, doch braucht er keine Schlagworte für Jugendgewalt und Wut, für die schwindenden Gewissheiten der Erwachsenen oder westdeutsche Karrieren im Osten. Er verwandelt das alles in Literatur, erzählt davon anhand der Entwicklung einer Freundschaft zwischen drei Jungen, die zu Männern werden, und deren Wege sich trennen. So hat er die Jury von seinem Debütroman überzeugt.«

Der Jury gehören an: Gundula Engelhard (Geschäftsführerin der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft), Carsten Gansel (Professor für Neuere deutsche Literatur und Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an der Universität Gießen; Sprecher der Jury), Cornelia Geißler (Literaturredakteurin der Berliner Zeitung), Michael Hametner (ehemals leitender Literaturredakteur und Moderator bei MDR FIGARO), Kathrin Matern (Kulturjournalistin für den NDR) und René Strien (ehemaliger Geschäftsführer des Aufbau Verlages und seit 2018 Geschäftsführer des OKAPI Verlages Berlin).

Für den Uwe-Johnson-Förderpreis konnten Autorinnen und Autoren oder deren Verlage bis zum 1. März 2023 seit Anfang April 2021 veröffentlichte oder noch unveröffentlichte Arbeiten aus den Bereichen Prosa und Essayistik einreichen. Der Förderpreis würdigt herausragende literarische Erstlingswerke, in denen sich Anknüpfungspunkte zur Poetik Uwe Johnsons finden und deren Blickwinkel unbestechlich und jenseits »einfacher Wahrheiten« auf die deutsche Geschichte, Gegenwart und Zukunft gerichtet ist.

2005 wurde der Uwe-Johnson-Förderpreis erstmals verliehen. Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger sind Arno Orzessek (2005), Emma Braslavsky (2007), Thomas Pletzinger (2009), Judith Zander (2011), Matthias Senkel (2013), Mirna Funk (2015), Shida Bazyar (2017), Kenah Cusanit (2019) und Benjamin Quaderer (2021).

Der mit 5.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Förderpreis wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. in Neubrandenburg gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Berliner Kanzlei Gentz und Partner im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Literaturpreis vergeben.

Ausschreibung für den Uwe-Johnson-Förderpreis 2023 startet

Für den mit 5.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Förderpreis können Autorinnen und Autoren oder deren Verlage noch unveröffentlichte oder seit April 2021 veröffentlichte Debüts aus dem Bereich Prosa und Essayistik einreichen. Einsendeschluss ist der 1. März 2023. Der Förderpreis zeichnet herausragende literarische Erstlingswerke aus, in denen sich Anknüpfungspunkte zur Poetik Johnsons finden und deren Blickwinkel unbestechlich und jenseits „einfacher Wahrheiten“ auf die deutsche Geschichte, Gegenwart und Zukunft gerichtet ist. Nach Sichtung aller eingegangenen Texte gibt die Jury am 20. Juli 2023 die Preisträgerin oder den Preisträger bekannt. Die Preisverleihung findet am 22. September 2023 im Schauspielhaus Neubrandenburg statt.

Der Uwe-Johnson-Förderpreis würdigt herausragende Debüts und wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. in Neubrandenburg gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Deutschlands, Landesverband Berlin-Brandenburg, und der Berliner Kanzlei Gentz und Partner im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Literaturpreis vergeben. Erstmals wurde der Uwe-Johnson-Förderpreis 2005 an den Schriftsteller Arno Orzessek verliehen. Weitere Preisträgerinnen und Preisträger sind: Emma Braslavsky (2007), Thomas Pletzinger (2009), Judith Zander (2011), Matthias Senkel (2013), Mirna Funk (2015), Shida Bazyar (2017), Kenah Cusanit (2019) und Benjamin Quaderer (2021).

Vorschläge können bis zum 1. März 2023 bei der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V., 2. Ringstraße 21, 17033 Neubrandenburg eingereicht werden.

Programm der Uwe-Johnson-Tage 2022

Die UWE JOHNSON-TAGE 2022 finden vom 19. September bis zum 27. Oktober statt.

Wir laden Sie herzlich ein zur Veranstaltungsreihe der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. und der Barlachstadt Güstrow gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB.

PROGRAMM (hier als PDF abrufbar)

Montag, 19. September 2022, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

Eröffnung der Uwe Johnson Tage 2022 durch Prof. Dr. Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V., und Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow

„Für immer die Alpen“ – Lesung und Gespräch mit Benjamin Quaderer, Uwe Johnson-Förderpreisträger 2021

Moderation: Dr. Gundula Engelhard

 

Dienstag, 20. September 2022, 19.30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow

„Für immer die Alpen“ – Lesung und Gespräch mit Benjamin Quaderer, Uwe Johnson-Förderpreisträger 2021

Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski

„Der Roman stellt eine überragende literarische Leistung dar, die sich vor allem in der Komplexität der verwendeten Mittel zeigt und als Leistung eines Debütanten staunen macht. Unterschiedliche Darstellungsweisen werden ganz im Sinne von Uwe Johnson in einer Weise eingesetzt, dass die Geschichte sich ‚die Form auf den Leib gezogen‘ hat. Benjamin Quaderer gelingt es, eine im Kern verbürgte und medial dokumentierte Lebensgeschichte einer authentischen Person vollständig in eine literarische Fiktion, mithin in Literatur zu ‚überführen‘.“ (aus der Begründung der Jury)

Benjamin Quaderer, geboren 1989, wuchs in Liechtenstein auf und studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und in Wien. 2020 veröffentlichte Quaderer seinen ersten Roman „Für immer die Alpen“, der anhand seines Protagonisten die jüngste Geschichte Liechtensteins beschreibt und 2021 mit dem Rauriser Literaturpreis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis für literarische Debüts ausgezeichnet wurde. Benjamin Quaderer lebt in Brandenburg.

 

Donnerstag, 22. September 2022, 19.30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow

„Öl und Bienen“ – Lesung und Gespräch mit Torsten Schulz

Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski

 

Dienstag, 27. September 2022, 19.00 Uhr – Kunstsammlung, Große Wollweberstraße 24, 17033 Neubrandenburg

„Öl und Bienen“ – Lesung und Gespräch mit Torsten Schulz

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel

Die Zeiten, in denen man in Beutenberge den Siegeszug des Erdöls ersehnte, sind längst vorbei. Stattdessen hoffen Lothar Ihm und seine Freunde höchstens noch auf die nächste Platte aus dem Westen. Doch dann fällt ein Schwarm heiratswilliger Frauen in das havelländische Provinznest ein, und nichts bleibt mehr, wie es war. Ein herrlich skurriler DDR-Roman über die Beharrlichkeit von alten und neuen Mythen.

Torsten Schulz, Jahrgang 1959, ist Autor preisgekrönter Spielfilme und Regisseur von Dokumentarfilmen. Sein Debütroman „Boxhagener Platz“ wurde in mehrere Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt. Seitdem erschienen von ihm der Erzählungsband „Revolution und Filzläuse“ sowie die Romane „Nilowsky“ und „Skandinavisches Viertel“. Torsten Schulz ist Professor für Praktische Dramaturgie und Leiter des Studiengangs Drehbuch/Dramaturgie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, er lebt in Mecklenburg.

 

Freitag, 23. September 2022, 18.00 Uhr – Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, In den Ministergärten 3, 10117 Berlin

Verleihung des Uwe Johnson-Literaturpreises an Jenny Erpenbeck für ihren Roman „Kairos“

Laudatio: Sabine Rennefanz, Journalistin

Verleihung des Preises durch Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V.; Katrin Raczynski, Vorstand Humanistischer Verband Berlin-Brandenburg KdöR, und Markus Frank, Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB

 

Donnerstag, 29. September 2022, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

„Das Wetter in uns“ – Lesung und Gespräch mit Désirée Opela

Moderation: Dr. Gundula Engelhard

Im Büro ist Nadja wer. Auch dank ihrer Freundin Joyce, die sich in dieser Welt der Münchner Startup-Hipster wohl zu fühlen scheint. Joyce kann, was Nadja nicht kann: mitspielen. Hinter der 30jährigen Nadja liegt schon ein anderes Leben. Sie hatte ein Kunststudium in Leipzig begonnen. Leipzig war anders als München. Dort schloss sie Freundschaft mit der linken Aktivistin Mariam. Aber als sie auf die Straße gehen, knüppelt die Polizei auf sie ein. Und unter jenen, die sich auf den Verkauf ihrer Kunst vorbereiten, findet Nadja ihren Platz nicht. Sie geht zurück nach München, pendelt zwischen Ärzten und Therapeuten, die die Krankheit in ihr suchen. Nur welche Krankheit?

Désirée Opela, geboren 1988, studierte vergleichende Literatur- und Sprachwissenschaften in München und war anschließend Masterstudentin am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2019 debütierte sie mit ihrem Roman „In Limbo“. Die Autorin lebt in München.

 

Mittwoch, 12. Oktober 2022, 19.30 Uhr – Alte Kachelofenfabrik, Sandberg 3 a, 17235 Neustrelitz

„Das Recht auf Vergessen oder Der ‚Rote Affe‘ auf dem Kilimandscharo“ – Lesung und Gespräch mit Reinhardt O. Hahn

Moderation: Kathrin Matern

Robert Ticker, ein Held wider Willen, übernimmt in den 1970/1980er Jahren eine Rolle als Aufbauhelfer in Afrika und anderen Regionen der Welt. In seinem Leben war nichts mit rechten Dingen zugegangen. Ein Anormaler, wie ein Pädagoge sagt. Nur eine Nummer im Strafvollzug, sagt sein Vater, der für seinen Sohn eine andere Biografie erfindet. Der Tod des Vaters bringt am Ende der DDR nochmals eine Wendung in das Leben des Robert Ticker.

Reinhardt O. Hahn ist seit 1983 freischaffender Schriftsteller. Sein Debüt „Das letzte erste Glas“ (1986) wurde ein Bestseller in der DDR. 1990 gründete er ein Druck- und Verlagsunternehmen. Er veröffentlichte Kinderbücher und Romane, darunter die Tetralogie „Das gewöhnliche Bauwerk“. Reinhardt O. Hahn lebt in Halle (Saale).

Eine gemeinsame Veranstaltung mit der Christa Wolf Gesellschaft.

 

Dienstag, 18. Oktober 2022, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Der Schlaf in den Uhren“ – Lesung und Gespräch mit Uwe Tellkamp

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel

August 2015: Fabian Hoffmann, der einstige Dissident, steht als Chronist in Diensten der „Tausendundeinenachtabteilung“ von Treva. Hier, in den Labyrinthen eines unterirdischen Reichs, arbeitet die „Sicherheit“ an Aktivitäten, zu denen einst auch die Wiedervereinigung zweier geteilter Staaten gehörte. In dieser Welt versucht Fabian herauszufinden, wer seine Schwester und seine Eltern verraten hat. Zugleich ist er mit einer Chronik befasst, die zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung erscheinen soll. Fabian gerät auf eine Reise, die ihn tief in die trevische Gesellschaft und ihre Utopien hineinführt.

Uwe Tellkamp, geboren 1968 in Dresden, Romancier, Erzähler und Essayist, legte 2008 den Roman „Der Turm“ vor, in dem er die Vorwende- und Wende-Zeit der DDR zum Thema macht. Neben anderen Auszeichnungen wurde ihm 2008 der Uwe-Johnson-Preis, im selben Jahr der Deutsche Buchpreis und 2009 der Deutsche Nationalpreis zuerkannt. „Der Schlaf in den Uhren“ erschien im Frühjahr 2022.

 

Donnerstag, 20. Oktober 2022, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

Triptychon „Ein Sommer nach dem Krieg“, „Der eine Sohn“, „Achtzehnhundertachtundachtzig“ – Lesung und Gespräch mit G. H. H.

Moderation: Dr. Gundula Engelhard

Zwei Novellen und der Roman „Der eine Sohn“ führen jeweils in ein bestimmtes Jahr: 1938, 1920, 1888. Die drei Teile verbinden sich zu einem Triptychon der Erinnerungssuche und erzählen Familiengeschichten, die vorwiegend in Dörfern der Altmark angesiedelt sind. Die Beziehungen zwischen Vätern und Söhnen spielen eine besondere Rolle. Der heutige Erzähler schreibt gegen den Verlust von Erinnerungen an.

G.H.H., 1961 in Stuttgart geboren, lebt und arbeitet zum Teil in Berlin als Autor von Prosa und Lyrik, ist Herausgeber und übersetzt Gedichte und Prosa aus dem Englischen, Französischen und Italienischen. Vor dem Triptychon erschienen u.a. „Frühe Neuzeit. Gedichte“, „Geschichten aus dem Adlerhof“ sowie „Gedichte in zwei Sprachen“.

 

Donnerstag, 27. Oktober 2022, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Deutsche Wechseljahre“. Nachdenken über Literatur und Bildende Kunst – Lesung und Gespräch mit Michael Hametner

Moderation: Prof. Dr. Carsten GanselProgramm_UweJohnsonTage2022

Dreißig Jahre ist Deutschland mittlerweile wieder eins, aber vereint ist es noch nicht. Der Literaturkritiker Michael Hametner unternimmt daher einen Streifzug durch die an Missverständnissen reiche Geschichte der deutschen Einheit in Literatur und Bildender Kunst. Dabei hat er viele trennende Geschichten gefunden. Oft liegen Ursachen für das Uneinssein in den ersten Jahren der deutschen Einheit. Ob deutsch-deutscher Literatur- und Bilderstreit oder verunglückte „Vereinigungen“ von Künstlerverbänden und Akademien: Viele Beispiele zeigen, wo Ostdeutschen Wunden geschlagen wurden, die noch immer nicht verheilt sind.

Michael Hametner, geboren 1950 in Rostock, begann als Literatur-, Theater- und Hörspielkritiker in den 70er Jahren und war langjähriger Leiter des Literaturressorts im MDR-Hörfunk. Mehr als 20 Jahre moderierte er den Literaturtalk Lese-Café und initiierte den MDR-Literaturwettbewerb. Seit 2015 erscheinen im Mitteldeutschen Verlag seine „Ateliergespräche“ über zeitgenössische Künstler.

Jenny Erpenbeck erhält den Uwe-Johnson-Preis 2022

Der mit 20.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Preis 2022 wird Jenny Erpenbeck für ihren Roman „Kairos“ (Penguin Verlag) verliehen. Die fünfköpfige Jury wählte aus einer Vielzahl an eingesandten Texten aus den Bereichen Prosa und Essayistik die diesjährige Preisträgerin aus. Die feierliche Preisverleihung findet im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage am Freitag, dem 23. September 2022 in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern in Berlin statt.

Die Jury begründet ihre Entscheidung für Jenny Erpenbeck folgendermaßen:

Gedächtnis und Erinnerung, das sind seit Jenny Erpenbecks Debüt mit der „Geschichte vom alten Kind“ (1999) zentrale Achsen ihres vielgestaltigen Werkes. In diesem Roman spielt das scheinbare Gegenteil von Erinnerung eine Rolle, nämlich das Vergessen. Eines Tages steht ein Mädchen nachts in einer Geschäftsstraße, das sich an nichts erinnern kann oder will. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine Art Kaspar-Hauser-Motiv. Allerdings geht es im weiteren Verlauf um eine umgekehrte Sozialisation. Die Möglichkeiten einer weiblichen Biografie erkundet Jenny Erpenbeck fünffach im Roman „Aller Tage Abend“ (2012). Einige Jahre später hat Jenny Erpenbeck in einem brillanten Essay über das Erinnern nachgedacht. Ausgangspunkt ist eine Traueranzeige in einer Berliner Zeitung, die frühere Schüler anlässlich des Abrisses ihrer Grundschule geschaltet hatten. Die Grundschule lag zwischen Leipziger Straße und Springer-Hochhaus im Osten Berlins. Was passiert, fragt sich das Ich, wenn Orte verschwinden.
Diesem Vorgang des Verschwindens, des Vergessens, des Aus-dem-Gedächtnis-Fallens war Jenny Erpenbeck schon in dem Roman „Heimsuchung“ (2008) und sodann in ihren wundervollen Miniaturen „Dinge, die verschwinden“ (2009) nachgegangen. Dabei hatte sie bedacht, wie es sich mit Artefakten, Zeiten oder Personen verhält, die plötzlich nicht mehr existieren. Was Jenny Erpenbeck hier zum Problem der Erinnerung markiert, das kommt durchaus der Überlegung von Uwe Johnson nahe, der schon früh danach gefragt hat, was „von einem Menschen übrig (bleibt) im Gedächtnis seiner Umgebung“. Genau diese Johnson-Frage führt nunmehr an den Kern des Romans „Kairos“. „War der Augenblick ein glücklicher, in dem sie damals, als neunzehnjähriges Mädchen, Hans traf?“, fragt Katharina im Prolog.
Auslöser für das Erinnern ist die Mitteilung von Hans‘ Tod, vor Jahrzehnten war Hans ihre große Liebe. Nun stehen vor ihr zwei große Kartons, in denen sich Teile der Geschichte der beiden finden: Briefe, Aufzeichnungen, Notizen, Einkaufszettel, Jahreskalender, Fotos, Postkarten, Collagen. Katharina ergänzt diese Fundstücke um eigene wegsortierte Briefe, Tagebücher, alte Mappen. Aus der Gegenwart geht die Protagonistin zurück in das Jahr 1986, mithin in die Endphase der DDR. Die Struktur des Romans ist mit „Karton I“ und „Karton II“ gesetzt und in entsprechende Kapitel gegliedert. Über das Erinnern entsteht eine Art Prosanetz, in dem die Geschichte einer großen Liebe zwischen Euphorie, Enttäuschung und zunehmendem psychologischen Druck erzählt wird.
Die Protagonistin ist 1967 geboren, ihr Partner Hans ist 34 Jahre älter. Auf diese Weise verbinden sich die Prägungen zweier Generationen – jener, die den DDR-Sozialismus ausrief und jener, die sich in ihm nicht mehr wiederfand – mit einer besonderen Liebesgeschichte. Jenny Erpenbeck gelingt eine nahtlose Verbindung von Privatem und Öffentlichem, die zur Folie für einen Roman wird, der sowohl die Ideale des Beginns in den Blick bekommt, wie auch das Scheitern jenes Staates, den Uwe Johnson einmal als „wünschenswert“ bezeichnet hat. Unmerklich und literarisch faszinierend werden dabei Ankerpunkte gesetzt, die Hinweise auf das geben, was man kulturelles Gedächtnis nennt: Zitate aus Liedern, Gedichten, Theaterstücken, philosophischen Schriften, Losungen oder Wandzeitungsüberschriften. Die Veränderungen in der Liebe sowie die zunehmende Bedeutung der unterschiedlichen Erfahrungen innerhalb des sich wandelnden gesellschaftlichen Systems erkundet die Autorin mit einer Sensibilität, die in der Tradition des Schreibens von Uwe Johnson steht.

Der Jury gehören an: Gundula Engelhard (Geschäftsführerin der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft), Carsten Gansel (Professor für Neuere deutsche Literatur und Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an der Universität Gießen; Sprecher der Jury), Cornelia Geißler (Kulturredakteurin der Berliner Zeitung), Michael Hametner (ehemals leitender Literaturredakteur und Moderator bei MDR FIGARO) und René Strien (ehemaliger Geschäftsführer des Aufbau Verlages und seit 2018 Geschäftsführer des OKAPI Verlages Berlin).

Logo Uwe-Johnson-Preis 2022

Ausschreibung für Uwe-Johnson-Preis 2022 startet

Für den mit 20.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis können Autorinnen und Autoren oder deren Verlage bis zum 1. März 2022 unveröffentlichte sowie seit April 2020 veröffentlichte Arbeiten aus den Bereichen Prosa und Essayistik einreichen. Der Uwe-Johnson-Preis würdigt deutschsprachige Autorinnen und Autoren, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihren Texten ebenso unbestechlich und jenseits der »einfachen Wahrheiten« deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren.

Die Preisverleihung findet am Freitag, dem 23. September 2022, statt. Im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage in Neubrandenburg wird die Preisträgerin oder der Preisträger zudem vor einem breiten Publikum lesen. Eine weitere Lesung wird in Berlin stattfinden.

Vor zwei Jahren wurde der Uwe-Johnson-Preis Irina Liebmann für ihren ihrem Roman »Die Große Hamburger Straße« zugesprochen. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern der letzten Jahre zählen Ralf Rothmann (2018), Jan Koneffke (2016), Lutz Seiler (2014), Christoph Hein (2012), Christa Wolf (2010) und Uwe Tellkamp (2008). Seiler und Tellkamp erhielten kurz nach der Verleihung des Uwe-Johnson-Preises auch den Deutschen Buchpreis.

Der Uwe-Johnson-Preis wurde 1994 erstmals verliehen, Kurt Drawert (1994), Walter Kempowski (1995) und Marcel Beyer (1997) gehören zu den ersten Preisträgern. Der mit 20.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Preis wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Berliner Kanzlei Gentz und Partner im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis vergeben. Der mit 5.000 Euro Preisgeld ausgelobte Uwe-Johnson-Förderpreis würdigt herausragende Debütromane. 2021 wurde Benjamin Quaderer für seinen Roman »Für immer die Alpen« ausgezeichnet.

Vorschläge können bis zum 1. März 2022 bei der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V., 2. Ringstraße 21, 17033 Neubrandenburg eingereicht werden.

Weitere Informationen zum Preis und zu den Teilnahmebedingungen finden Sie unter:
www.uwejohnsonpreis.de/2022/01/27/teilnahmebedingungen-uwe-johnson-preis-2

Pressekontakt:

Lisa Beuster | Kirchner Kommunikation | Gneisenaustraße 85 | 10961 Berlin | Tel: 030/84 71 18 18 | beuster@kirchner-pr.de

Teilnahmebedingungen Uwe-Johnson-Preis

Mit der Aufhebung der deutschen Teilung erfährt ein Schriftsteller besondere Aufmerksamkeit, der über Jahrzehnte als ein „Dichter der beiden Deutschland“ oder als „Autor der deutschen Teilung“ etikettiert worden war: Uwe Johnson. Ein Grund ist darin zu suchen, dass es ihm in seinen Werken immer um „die Grenze: den Unterschied: die Entfernung“ ging.

Die Grenzerfahrung bedeutete für Uwe Johnson auch den Versuch, das Auseinanderleben und das Fremdwerden der Deutschen zu erfassen und jeweils „die andere Seite mit ihren eigenen Augen“ zu sehen. Dabei ist Uwe Johnson mit Vergangenheit in einer Weise erzählerisch umgegangen, die ein Wiedererkennen er­mög­licht, auch und gerade obwohl er keine „Wirklichkeitsschaufelei“ betreibt.

Wahrheitsfindung, Erinnerungssuche, Gedächtnis, Trauerarbeit, Zeugenschaft, Dokumentation, Spurensuche, Grenzerfahrung – das sind nur einige Stichworte, mit denen Aspekte des Johnsonschen Werkes vereinfachend umschrieben werden können.

Die Spezifik von Johnsons Erzählkonzept hat eine Ursache in seinem Wissen, dass es eine – wie auch immer geartete – einfache Wahrheit nicht gibt. Aus eben diesem Wissen erklärt sich seine zurückhaltende Ein­ladung, die im Roman angebotene „Version der Wirklichkeit zu vergleichen mit jener, die Sie unter­halten und pflegen.“

Es geht also nicht nur um das Tolerieren des „unterschiedlichen Blicks“, sondern jener ist Grundlage moralischer und ästhetischer Existenz.

Preis

Mit dem Uwe-Johnson-Preis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis sollen deutschsprachige Autorinnen und Autoren gefördert werden, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihrem Text ebenso unbestechlich und jenseits der „einfachen Wahrheiten“ deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren.

Der Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V. verleiht gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Kanzlei Gentz und Partner den Uwe-Johnson-Preis und den Uwe-Johnson-Förderpreis in jährlichem Wechsel.

Bedingungen

Für den Preis können Autorinnen und Autoren oder deren Verlage in Abstimmung mit den betreffenden Autorinnen und Autoren veröffentlichte und unveröffentlichte Arbeiten (Prosa/Essayistik) einreichen. Veröffentlichte Arbeiten müssen in den vom Ausschreibungsjahr ausgehend zurückliegenden zwei Jahren (nach dem 13. März) erschienen sein.

Um ein möglichst breites Spektrum literarischer Leistungen im Sinne dieser Satzung in die Auswahl preiswürdiger Texte einzubeziehen, kann das Kuratorium Arbeiten aus aktuellen Verlagsproduktionen vorschlagen.

Dotierung

Der Uwe-Johnson-Preis ist mit 20.000 Euro, der Förderpreis mit 5.000 Euro dotiert. Der Betrag wird in einer einmaligen Zuwendung geleistet.

Verpflichtung des Autors

Die Autorin bzw. der Autor erklärt sich über den Zeitraum von einem Jahr zu folgenden Leistungen bereit:

  • Publizistische Auswertung des Preises (Autorenporträt, Interview, Besprechung).
  • Zwei unentgeltliche Lese-Tage in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin
  • Die Preisträgerin bzw. der Preisträger stellt seine Dankesrede zur Verfügung, die von den Preisstiftern publiziert wird.

Auswahlverfahren

Nach Sichtung aller eingereichten Titel kann die Jury weitere Titel in die Auswahl einbeziehen. Die Jurorinnen und Juroren sowie das Kuratorium sind zur Vertraulichkeit verpflichtet.

Die Preisvergabe erfolgt durch ein Kuratorium. Der Laureat bzw. die Laureatin wird dem Kuratorium durch eine Jury aus Autorinnen und Autoren, Publizistinnen und Publizisten sowie Literaturwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaftlern vorgeschlagen. Die abschließende Entscheidung trifft das Kuratorium.

Preisverleihung

Die Preisverleihung findet in Berlin oder in Neubrandenburg statt, im Rahmen der Uwe–Johnson-Tage wird außerdem eine Lesung der Preisträgerin/des Preisträgers in Mecklenburg-Vorpommern veranstaltet.

Einreichung

Zur Teilnahme senden Sie die Titeleinreichungen bitte bis zum 1. März sowie

  • je 2 Exemplare der eingereichten Bücher
  • ein honorarfreies, druckfähiges digitales Autorenfoto (300 dpi)
  • eine druckfähige digitale Abbildung des Titelcovers (300 dpi)
  • Informationen zur Autorin/zum Autor und Werk
  • die vollständigen bibliografischen Daten

an folgende Adresse:

Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V., 2. Ringstraße 21, 17033 Neubrandenburg

E-Mail für digitale Daten: pegasus-mlg@gmx.de

Für weitere Rückfragen steht Ihnen Frau Dr. Gundula Engelhard unter Telefon 0395 5 44 16 71 zur Verfügung.

Programm der Uwe-Johnson-Tage 2021

Die UWE JOHNSON-TAGE 2021 finden vom 20. September bis zum 28. Oktober statt.

Wir laden Sie herzlich ein zur Veranstaltungsreihe der Mecklenburgischen Literaturgesell­schaft e.V. und der Barlachstadt Güstrow gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB.

PROGRAMM (hier als PDF abrufbar)

Montag, 20. September 2021, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

Eröffnung der Uwe Johnson Tage 2021 durch Prof. Dr. Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V., und Dr. Tilman Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow

„Die Große Hamburger Straße“ – Lesung und Gespräch mit Irina Liebmann, Uwe Johnson-Preisträgerin 2020

Moderation: Dr. Gundula Engelhard


Dienstag, 21.
 September 2021, 19.30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow

„Die Große Hamburger Straße“ – Lesung und Gespräch mit Irina Liebmann, Uwe Johnson-Preisträgerin 2020

Moderation: Dr. Tilman Wesolowski

„Gedächtnis und Erinnerung sind zentrale Achsen im Gesamtwerk von Irina Liebmann, in dem es nach Reportagen und Hörspielen mit ‚Berliner Mietshaus‘ (1982) ein vielbeachtetes Prosadebüt gab. Von Beginn an ging es ihr darum zu erzählen, ‚wie etwas wirklich ist‘. Damit waren schon früh Koordinaten für eine Poetologie gelegt, die Bezüge zu der von Uwe Johnson haben. Es geht nämlich immer auch darum, ‚Herkunft, kenntlich zu machen‘ und ‚in Kenntnis (zu) leben‘. Dazu hat Irina Liebemann sich immer wieder auf eine akribische Spurensuche begeben. … Es werden Töne in Moll und Dur angeschlagen und Zeit-Schwingungen erzeugt, die Vergangenes und Gegenwärtiges verbinden. Entstanden ist ein Roman in Bildern, und mitunter ähnelt die Sprache einem Prosagedicht.“ (aus der Begründung der Jury)

Irina Liebmann, geboren in Moskau, lebt in Berlin. Seit 1975 freie Autorin, schrieb sie Poeme, Hörspiele, Theaterstücke und Prosa. Nach „In Berlin“ und „Die freien Frauen“ ist „Die Große Hamburger Straße“ ihr dritter Roman über die Verknüpfung unterschiedlicher Zeitebenen. Irina Liebmann wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Berliner Literaturpreis (1998), dem Preis der Leipziger Buchmesse (2008) und dem Preis Von Autoren für Autoren des Lübecker Literaturtreffens (2015).


Mittwoch, 22.
 September 2021, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

„Vierunddreißigster September“ – Lesung und Gespräch mit Angelika Klüssendorf

Moderation: Carsten Gansel


Donnerstag, 23.
 September 2021, 19.30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow

„Vierunddreißigster September“ – Lesung und Gespräch mit Angelika Klüssendorf

Moderation: Dr. Tilman Wesolowski

Ein Dorf in Ostdeutschland: Walter, ein zorniger Mann, erschlagen in der Silvesternacht von Hilde, der eigenen Frau. Nur kurz vor seinem Ende war er plötzlich sanft

und ihr zugewandt. Dann ein Friedhof: Die Toten studieren die Lebenden. Walter wird zum Chronisten, sieht sich dazu verdammt, die Schicksale im Dorf festzuhalten. Und er fragt nach dem Warum. Was war der Grund für Hildes Tat? Geschah es aus Hass oder aus Barmherzigkeit? „Vierunddreißigster September“ ist ein berührender Roman, der Abgründe auslotet, er kommt den Menschen so nah, dass es schmerzt. Aus Angelika Klüssendorfs Sprache strahlt eine große Kraft, sie ist präzise und voll tiefschwarzer Komik.

Angelika Klüssendorf, geboren 1958 in Ahrensburg, lebte von 1961 bis zu ihrer Übersiedlung 1985 in Leipzig; heute wohnt sie auf dem Land in Mecklenburg. Sie veröffentlichte mehrere Erzählbände und Romane und die von Kritik und Lesepublikum begeistert aufgenommene Roman-Trilogie „Das Mädchen“, „April“ und „Jahre später“, deren Einzeltitel alle für den Deutschen Buchpreis nominiert waren und zweimal auch auf der Shortlist standen. Zuletzt wurde sie mit dem Marie Luise Kaschnitz-Preis (2019) ausgezeichnet.


Freitag, 24.
 September 2021, 19.00 Uhr – Schauspielhaus/Probebühne, Pfaffenstraße 22, 17033 Neubrandenburg

Verleihung des Uwe Johnson-Förderpreises an Benjamin Quaderer für seinen Roman „Für immer die Alpen“

Laudatio: Cornelia Geißler, Berliner Zeitung

Lesung und Gespräch mit dem Preisträger – Moderation: Michael Hametner


Dienstag, 28.
 September 2021, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Das Erbe sind wir. Warum die DDR-Journalistik zu früh beerdigt wurde. Meine Geschichte“ – Lesung und Gespräch mit Michael Meyen

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel

Michael Meyen erzählt in diesem Buch drei Geschichten: die Geschichte der Journalistenausbildung in der DDR, die Geschichte der Kommunikationswissenschaft in der westlichen Welt und seine eigene Geschichte, die eng mit den ersten beiden Geschichten verbunden ist. Der Autor ist 1988 nach Leipzig gekommen, um Parteijournalist zu werden – 30 Jahre später zeigt sich: Die Vergangenheit weigert sich hartnäckig zu verschwinden. Die Sektion Journalistik steht pars pro toto für den Umgang mit dem Erbe der DDR. Hier ist ein Paradigma entsorgt worden, das Forschung und Berufspraxis verbunden hat und heute helfen könnte, die Redaktionen aus der Umklammerung der Politik zu befreien oder von den Zwängen einer kommerziellen Medienlogik, für die Aufmerksamkeit alles ist und alles andere nichts.

Michael Meyen, Prof. Dr., Jahrgang 1967, studierte an der Sektion Journalistik und hat dann in Leipzig alle akademischen Stationen durchlaufen: Diplom (1992), Promotion (1995), Habilitation (2001). Parallel arbeitete er als Journalist (MDR info, Leipziger Volkszeitung, Freie Presse). Seit 2002 ist Meyen Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Forschungsschwerpunkte sind Medienrealitäten, Kommunikations- und Fachgeschichte sowie Journalismus.


Dienstag, 12.
 Oktober 2021, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Die Jahre der wahren Empfindung. Die 70er – Eine wilde Blütezeit der deutschen Literatur“ – Lesung und Gespräch mit Helmut Böttiger

Moderation: Dr. Gundula Engelhard

Die 70er Jahre waren ganz anders. Gerade die Parole vom „Tod der Literatur“, die mit der Nummer 15 des „Kursbuchs“ 1968 verbunden wurde, löste eine nach allen Seiten hin wuchernde und wilde Blütezeit der Literatur aus! Überall wurden kleine alternative Literaturzeitschriften, Verlage und Buchhandlungen gegründet, für die Hoch- und Subkultur keine Gegensätze mehr waren. Eine neue Generation begann

nach unterdrückten Gefühlen, nach Freiräumen für die eigene Subjektivität zu suchen. Helmut Böttiger zeichnet ein differenziertes, bunt schillerndes Bild der politischen, kulturellen und literarischen Prozesse dieses Jahrzehnts zwischen Aufbruch und Desillusionierung.

Helmut Böttiger, geb. 1956, studierte Germanistik und Geschichte in Freiburg. Seit 2002 arbeitet er als freier Autor, Literaturkritiker und Essayist. 2013 erhielt er für sein Buch „Die Gruppe 47“ den Preis der Leipziger Buchmesse im Bereich Sachbuch. Im Wallstein Verlag veröffentlichte er „Celan am Meer“ (2017) und gab „Doppelleben. Literarische Szenen aus Nachkriegsdeutschland“ (2009) sowie „Geistesgegenwärtig. Szenen einer deutschen Kulturgeschichte“ (2015) heraus.


Donnerstag, 28.
 Oktober 2021, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

Hans Fallada: „Warnung vor Büchern. Erzählungen und Berichte“ – Vorstellung und Gespräch mit dem Herausgeber Carsten Gansel

Moderation: Dr. Gundula Engelhard

Im Frühjahr hat der Literaturwissenschaftler Carsten Gansel „Warnung vor Büchern“ herausgegeben und mit einem profunden Nachwort versehen. Der Band ermöglicht, Neues von Hans Fallada zu entdecken. Die hier versammelten Anekdoten, Berichte, Erzählungen und Reden, die von der Mitte der 1920er Jahre bis zu seinem Tod 1947 reichen, sind zum Teil wenig bekannt oder noch gänzlich unveröffentlicht. Sie offenbaren, in welchem Maße der Autor ein einzigartiges Gespür für soziale Problemlagen entwickelt, sensibel Wirklichkeit beobachtet und künstlerische Mittel findet, um mit wenigen Strichen welthaltige Geschichten zu entwerfen – humorig, ironisch, manchmal auch sarkastisch. Falladas Glaube an die „Anständigkeit des Menschen“ zeigt sich dabei jedoch stets unerschütterlich.

Carsten Gansel ist Professor für Neuere deutsche Literatur und Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an der Univer­sität Gießen.