18. September 2006
Kunstsammlung, 19.30 Uhr
Eröffnung durch Dr. André Uzulis, Chefredakteur des Nordkurier
Lesung und Gespräch mit dem Johnson-Förderpreisträger 2005 Arno Orzessek, Moderation: Dr. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft
Für den Debüt-Roman „Schattauers Tochter“ wurde Arno Orzessek mit dem ersten Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet. Die Jury würdigte die virtuose Verknüpfung verschiedener Erzählebenen und das spannungsvolle Veranschaulichen, „wie die so genannte ‚große Geschichte’ in das Leben des Einzelnen eingreift.“ Überzeugend gelinge es dem Autor, ein Bild von den Widersprüchen deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert zu entwerfen.
Arno Orzessek, geboren 1966 in Osnabrück, studierte in Köln Literaturwissenschaften, Philosophie und Kunstgeschichte. Er lebt in Berlin und arbeitet als freiberuflicher Journalist vor allem für die Süddeutsche Zeitung und DeutschlandRadio.
26. September 2006
Kunstsammlung, 19.30 Uhr
Wider Blendung – Stephan Krawczyk erinnert sich an die DDR. Konzertlesung
Geschichte will so erzählt werden, dass sie sich in den Geschichten wiedererkennt. Erst dann gibt sie sich uns zu erkennen. Ansonsten werden wir von Schönfärbereien und Schwarzmalereien getäuscht und geblendet und erfahren nicht, wo wir herkommen: Die Suche nach dem rechten Weg wird enorm problematisiert.
Der Autor und Musiker Stephan Krawczyk erinnert sich an die DDR – an das Richtige im Falschen und umgekehrt.
27. September 2006
Kunstsammlung, 19.30 Uhr
Die verschwiegene Bibliothek – DDR-Literatur ohne Öffentlichkeit. Vortrag und Gespräch mit Joachim Walther. Moderation: Christiane Baumann
Joachim Walther, Jahrgang 1943, ist Autor von Romanen, Erzählungen, Kinderbüchern und Hörspielen. Nach der Wende dokumentierte er den Einfluss der SED-Politik auf die DDR-Literatur und die Praktiken des MfS zur Überwachung des DDR-Literaturbetriebes. Sein Buch „Sicherungsbereich Literatur“ gilt als Standardwerk zu diesem Thema.
„Die verschwiegene Bibliothek“ publiziert Texte aus dem „Archiv unterdrückter Literatur in der DDR“, das von Ines Geipel und Joachim Walther in den Jahren 2001 – 2004 zusammengetragen wurde. Das Archiv bilden Werke, die in der DDR als „systemzersetzend“ oder „schädlich“ eingestuft wurden und nicht erscheinen durften.
28. September 2006
Wiekhaus 21 und NB-Radiotreff, 10 Uhr
„eine Vorführung von Möglichkeiten… in einem andern Sinn Geschichten“. Workshop mit Jugendlichen – Johnson zum Hören (Radio-Feature)
29. September 2006
Kunstsammlung, 19.30 Uhr
„Geboren am 13. August. Der Sozialismus und ich“. Lesung und Gespräch mit Jens Bisky. Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel
Mit kritischer Distanz beschreibt Jens Bisky seine Kindheit und Jugend in der DDR. Dabei gerät er nicht in die Falle „ostalgischer Verklärung“ und hat die „Zurichtung des Einzelnen durch das Gesellschaftssystem“ (Uwe Johnson) im Blick. Ingo Arend urteilt: „Mit diesem Buch hat sich Bisky eine Urkunde der Zivilcourage erschrieben.“
Jens Bisky, geboren 1966, ist in Leipzig und Ostberlin aufgewachsen. Nach dem Abitur besuchte er die Offiziershochschule und wurde Unterleutnant der NVA. Zur Wendezeit arbeitete er beim Jugendsender DT 64, danach studierte er Kulturwissenschaften und Germanistik. Heute ist Jens Bisky Feuilletonredakteur der Süddeutschen Zeitung. 2005 erschien sein Buch „Die deutsche Frage. Warum die Einheit unser Land gefährdet“
30. September 2006
Verlagsgebäude Nordkurier, 19 Uhr
Festveranstaltung zur Verleihung des Uwe-Johnson-Preises 2006 an Joochen Laabs für seinen Roman „Späte Reise“. Festrede: Dr. Paul Krüger, Oberbürgermeister Neubrandenburg. Laudatio: Dr. Franziska Augstein, Publizistin. Dankesrede: Joochen Laabs
In „Späte Reise“ konfrontiert Joochen Laabs Erfahrungen von Jahrzehnten in DDR-Grenzen mit aktuellem Erleben amerikanischer Perspektiven. Die Jury des Uwe-Johnson-Literaturpreises hebt hervor, der Roman biete einen neuen Zugang zu medial abgenutzten oder überzeichneten Bildern von DDR-Geschichte. Wie schon Uwe Johnsons „Jahrestage“ zeige er, auf welche Weise es Literatur gelingen kann, über unterschiedliche Gesellschaften hinweg der eigenen Identität auf die Spur zu kommen. Damit bezeuge Laabs eindrücklich, „dass Literatur als ‚Gedächtnis’ funktioniert und die Chance hat, gebrochene Biografien mit den Mitteln des Erzählens entdeckend wieder entstehen“ zu lassen.